Apr 26 2008

Wie ich lernte, mit meinem „inneren Kritiker“ besser umzugehen.

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Der innere Kritiker ist gnadenlos - verfolgt damit aber eine gute Absicht.

In der Beschäftigung mit dem Buch wurde mir klar, warum ich erst relativ spät dazu komme, eines zu schreiben. Obwohl ich den Wunsch schon mindestens zwanzig Jahre mit mir herum trage. Die Antwort ist einfach: Mein „innerer Kritiker“ hatte dies bis dato erfolgreich verhindert.Wahrscheinlich haben Sie ja auch so einen inneren Anteil, der Sie laufend kritisiert. Egal was Sie erreicht haben im Leben oder wie gut Sie auf einem bestimmten Gebiet sind, der innere Kritiker hat immer etwas zu nörgeln. In meinem Fall mit dem Buch hörte sich das so an:

  • „Du hast doch überhaupt nichts Wesentliches mitzuteilen.“
  • „Über das Thema gibt es schon mehrere Bücher.“
  • „Jedes Jahr kommen hundert neue psychologische Ratgeber raus und da glaubst du, dass dein Buch …?
  • „Wann willst du das denn schreiben? Du hast ja jetzt schon zu wenig Zeit.“
  • „Wenn es seriös ist, liest es keiner. Ist es flach, verdirbt es dein Image.“
  • „Du wirst keinen Verlag finden.“
  • „Wenn du schon unbedingt was schreiben willst, dann schreibe wenigstens eine Doktorarbeit.“

Ja, so spricht er, mein Kritiker. Immer von der eigenen Meinung felsenfest überzeugt. Nein, der Kritiker äußert nicht seine Meinung. Er verkündet immer die Wahrheit.

Das Schlimme ist: Kritiker sind nie zufrieden. Sie haben immer etwas auszuzusetzen. Ich bin sicher, wenn ich die Doktorarbeit angefangen hätte, wäre er bei den ersten kleinen Schwierigkeiten wieder zur Stelle gewesen („Das schaffst du nie. Schreib lieber ein Selbsthilfebuch!“)

Woran erkennen Sie Ihren inneren Kritiker?


Vor allem an der Art der Kommunikation. Kritiker geben nur Erklärungen ab, die wie unumstößliche Wahrheiten gelten. Also ähnlich wie wenn der Papst über die Rolle der Frau oder über Empfängnisverhütung spricht.

Außerdem an Ihrer gefühlsmäßigen Reaktion. Nach einer Kritikerattacke fühlt man sich selten nachdenklich („Ist ja interessant.“). Sondern niedergeschlagen, unzufrieden, wütend auf sich selbst.

Worüber spricht Ihr innerer Kritiker?

Es gibt kein Feld, auf dem sich ein Kritiker nicht zu Wort melden kann. Denn Kritiker sind Experten auf jedem Gebiet.

  • Beruf und Karrieremann-am-schreibtisch-mit-arbeit-istock_000002518186x-verysmall.jpg
    „Du kannst deine Mitarbeiter nicht richtig motivieren.“
    „Andere Kollegen sind viel beliebter als du.“
    „Du bist zu wenig ehrgeizig/zu sehr ehrgeizig.“
    „Mit diesem Dialekt machst du nie Karriere.“
    „Du liest viel zu wenig Fachliteratur, um auf permanent auf dem Laufenden zu sein.“
    „Du liest zu viel Fachliteratur. Das ist doch alles nur theoretisches Wissen. Dir fehlt Praxis/Auslandserfahrung/der Doktortitel …“
    „Okay, du bist ziemlich erfolgreich. Aber du vernachlässigst deine Familie.“
    „Okay, Beruf und Privatleben kriegst du hin. Aber dein Körper ist in einem miserablen Zustand.“
    „Na schön, du bist Vorstand mit 32 Jahren geworden. In dem Alter war Bill Gates schon Millionär.“
  • Aussehen und Ausstrahlung
    Hier ist der innere Kritiker vor allem bei Frauen aktiv. Sein Lieblingsort dazu ist das Badezimmer oder die Umkleidekabine.
    „Du siehst schrecklich aus!“
    „Gott, bist du fett/aufgedunsen/mager/dürr/klapprig!“
    „Okay, dein Gesicht ist okay – solange niemand deine Cellulite sieht.“
    „Du bist zu klein/zu groß/zu durchschnittlich.“
    „Lächle nicht so breit, sonst sieht man dein Zahnfleisch.“
  • Beziehungen
    „Niemand mag dich wirklich.“
    „Er ist so nett, weil er Mitleid hat/mit dir ins Bett will …“
    „Wenn die Leute wüssten, wie du in Wirklichkeit bist.“
    „In Gesellschaft bis du immer so aufdringlich/zurückhaltend/vorlaut/schüchtern …“
    „Du bist wie deine Mutter – und du wirst auch genauso enden.“
    „Was sollen nur die Leute denken, wenn du dich so benimmst?“
    „Du musst dich mehr abgrenzen/dich mehr hingeben/auch mal loslassen.“
  • Ernährung und Gesundheit
    „Schrecklich, wie kann man Leichen essen.“ (wenn Sie Fleisch mögen)
    „Du bist so fürchterlich blass. Das kommt vom Eisenmangel.“ (wenn Sie vegetarisch essen)
    „Du kannst dich einfach nicht beherrschen/hast ein Suchtproblem.“ (wenn Sie Schokolade, Wein, Kaffee, Fastfood etc. mögen)
    „Du müsstest viel mehr für deine Ausdauer/Kraft/Beweglichkeit/Koordination tun.“
    „Diese Krankheit hast du durch dein negatives Denken angezogen.“
    „Viele erfolgreiche Menschen brauchen nur sechs Stunden Schlaf.“
  • Werte und Lebenssinn
    „Du hast überhaupt keine/die falschen/ Werte.“
    „Du solltest meditieren/einen spirituellen Weg einschlagen/dich mehr ins Leben stürzen.“
    „Karriere oder Kind – du musst entscheiden, was du willst.“
    „Du hast überhaupt kein Ziel im Leben/du willst alles im voraus planen.“
    „Denk dran, das letzte Hemd hat keine Taschen.“ (wenn es Ihnen finanziell sehr gut geht).

Wie entstehen innere Kritiker?

Man kann sich die Psyche vorstellen als ein System von Teilpersönlichkeiten. Diese inneren Anteile haben unterschiedliche Aufgaben, Stärken und Schwächen. Alle dienen dazu, das „innere Kind“, also das Kind, das wir einmal real waren und dass aber Zeit unseres Lebens in uns lebt, zu schützen.

Die Aufgabe des inneren Kritikers ist es, uns vor Kritik, Scham und Verletzung zu schützen. Seine Strategie dabei ist, uns selbst unbarmherzig zu kritisieren, damit uns keine Kritik von außen überraschen kann.

Natürlich haben die inneren Anteile auch etwas mit unseren Beziehungserfahrungen in der Kindheit zu tun. Sie sind also verinnerlichte Anteile von Erfahrungen, die wir mit unseren Eltern gemacht haben. Konkret kann man sagen:

Wenn Sie einen sehr kritischen Elternteil (Vater oder Mutter) gehabt haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie heute einen starken Kritiker in sich haben.
Zudem sind die inneren Kritiker von Frauen meist immer mächtiger und gnadenloser als die von Männern. Das hat wohl etwas mit dem jahrtausendealten patriarchalischen Denken in uns zu tun.

Innere Kritiker, so beißend ihre Kritik auch sein mag, wollen also eigentlich etwas Gutes für uns. Insofern halte ich auch nichts von Ansätzen, diesen Teil in sich zu besiegen oder zu bekämpfen (wie gerade in diesem aktuellen Zeitschriftenartikel empfohlen wird). Gegen innere Anteile kann man nicht gewinnen. In der Psyche hat alles seinen Sinn und seine Funktion. Kein Teil ist gut oder böse.

Wie kann man nun mit dem inneren Kritiker besser umgehen?

Die Auseinandersetzung mit diesem Anteil ist nicht einfach. Der Kritiker ist hochintelligent, kennt alle Ihre Schwächen und hat keine Skrupel, sie Ihnen „im Dienst der Wahrheit“ unter die Nase zu reiben. Wenn Sie also diesen Beitrag lesen und sich entschließen, ihrem Kritiker die Stirn zu bieten, könnte es sein, dass er sich sofort meldet mit Bemerkungen wie:

  • „Na, hast du beim Surfen wieder was gefunden und glaubst jetzt, die Lösung für all deine Probleme gefunden zu haben?“
  • „Blödes Psychogeschwafel von innerem Kritiker. Du kannst einfach die Wahrheit über dich nicht vertragen.“
  • „Anstatt hier deine Zeit zu vertun, solltest du lieber deine Steuererklärung machen/dich um deine Beziehung kümmern/die Küche aufräumen.“

Sollten sie jetzt immer noch weiter lesen, hier also meine Empfehlungen.

  1. Der wichtigste Schritt ist die Desidentifikation.
    Weil Sie diese Stimme ein Leben lang gehört haben, denken Sie vermutlich, dass das Sie sind. Dass es die Wahrheit über Sie ist, was Ihr Kritiker Ihnen immer zuraunt.
    Hilfreich dazu ist es, sich bewusst zu machen, wann er/sie spricht.
    Vielleicht wollen Sie in einem Tagebuch festhalten, was Ihnen Kritisches den Tag über durch den Kopf geht. Oder Sie wollen mal festhalten, was Sie alles an sich nicht leiden können, ablehnen und verurteilen. Denn die Dinge, mit denen Sie bei sich unzufrieden sind, spiegeln die Urteile Ihres Kritikers wider.
  2. Vergleichen Sie die Kritikersprüche mit anderen.
    Wenn Sie Ihre Beine zu dick finden und sich deswegen nicht als liebenswert empfinden, fragen Sie Ihre beste Freundin, Ihren Partner etc. und hören Sie, was die dazu meinen. Wenn die anderer Meinung sind und Sie merken, dass Ihr Kritiker Sie warnt „Die wollen dich nur schonen!“ glauben Sie den anderen – und lösen Sie sich von der Macht Ihres Kritikers.
  3. Geben Sie Ihrem Kritiker eine Gestalt.
    Gegen Gedanken kann man schlecht ankämpfen. Finden Sie heraus, ob Ihr Kritiker weiblich oder männlich ist. Und wie alt? Welchen Gesichtsausdruck hat er? Wie klingt seine Stimme? Geben Sie ihm ein Äußeres. Finden Sie einen passenden Namen für ihn („ewiger Nörgler“, „kritische Zicke“ usw.)
  4. Hören Sie sich die Kritiker anderer an.
    Wenn Sie BUNTE, GALA oder ein anderes Lifestylemagazin lesen, können Sie sehen, dass Sie nicht allein sind. Selbst die schönsten Frauen haben etwas an ihrem Kinn, den Haaren, den Ellbogen oder ihren Knien auszusetzen. Fragen Sie Ihren Freund oder Ihre beste Freundin und interviewen Sie den anderen über seinen Kritiker.
    Dabei gibt es einen Unterschied. Der Kritiker von Männern bewertet mehr die Leistung (im Beruf und im Bett). Der Kritiker von Frauen mehr das Aussehen und die sozialen Beziehungen.
    Zu hören, was andere Kritiker so zum Besten geben – und wie Sie diesen Punkt bei Ihrem Freund/Freundin bewerten, wird Ihnen helfen, die Wichtigkeit von Kritikern zu überdenken.
  5. Welche Menschen lösen Kritiker-Attacken in Ihnen aus?
    Der Kritiker ist zwar ein Teil von Ihnen, aber er kooperiert heute mit realen Menschen. Finden Sie heraus, wer diese Menschen sind. Ihr Chef/Kollege/Partner/Kunde etc. Wenn diese sagen: „In Ihrer Berechnung ist ein Fehler!“ und Sie hören innerlich eine Stimme „Typisch, schon in der Schule war Rechnen dein schwächstes Fach!“ werden Sie hellhörig und identifizieren Sie Ihren Kritiker.
  6. Übernehmen Sie wieder selbst die Regie!
    Desidentifikation heißt, dass Sie sich, Ihr Selbst, Ihr Erwachsenen-Ich (wie immer Sie es auch nennen mögen) auf den inneren Regiestuhl setzen. Und den – meist ungebetenen – Beitrag Ihres Kritikers betrachten, als wären Sie die Chefin/der Chef und ein beauftragter Berater würde Sie vor allen möglichen Gefahren warnen wollen. („Vielen Dank für Ihre Ansicht, aber ich sehe das anders.“)
    Vergessen Sie nicht, der Kritiker wollte Sie als Kind vor Kritik, Verletzung und Scham schützen. Damals war das notwendig und angemessen. Mittlerweile sind Sie erwachsen und können selbst für sich entscheiden, was richtig ist und was nicht.

Ich weiß, die hier gezeigte Vorgehensweise ist nicht leicht. Sie erfordert große Wachsamkeit gegenüber den inneren Anteilen und ein prüfendes Abwägen. Denn zuweilen sagt der Kritiker auch etwas Richtiges. Nur in seiner gnadenlosen Bewertung schießt er meist über das Ziel hinaus.

Ein gutes Buch zur Unterstützung ist dieses hier: Du bist richtig

PS: Mein innerer Kritiker meint übrigens zu diesem Artikel:
„Wieder eine von deinen Psycho-Theorien.
Ganz nett, aber weißt du eigentlich, wieviel Artikel es im Internet zu diesem Thema schon längst gibt?“

Diesen Beitrag können Sie sich hier als Podcast anhören oder auch hier herunterladen.

[audio:http://kopp-wichmann.podspot.de/files/innerer-kritiker.mp3]

Und wie geht es Ihnen mit Ihrem Kritiker?

Was sind seine Lieblingssprüche?
Worin ist er/sie Experte?
Und wie weisen Sie ihn in die Schranken?

Schreiben Sie doch hier Ihre Erfahrungen als Kommentar.
Ich werde Ihnen gerne antworten.

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22 Kommentare bisher

22 Kommentare to “Wie ich lernte, mit meinem „inneren Kritiker“ besser umzugehen.”

  1. Horst-Christian Weisseron 27 Apr 2008 at 11:01

    Ihr gelungener Artikel erinnert mich daran, wie wichtig es ist, in schweren Zeiten sehr liebevoll mit mir selber umzugehen. Danke dafür und für Ihren Kommentar in meinem Blog „Artona“!

    Kennen Sie übrigens das Buch von Sam Keen „Feuer im Bauch“ aus den 90er Jahren? Ich habe es vor kurzem wieder mit Genuss gelesen.

    Gutes Gelingen für Ihr Buch
    wünscht
    Horst-Christian Weisser

  2. Roland Kopp-Wichmannon 27 Apr 2008 at 11:21

    Danke für Ihren Kommentar.

    Das Buch von Sam Keen kenne ich auch. Es war eines der ersten Bücher für Männer über das Thema „Männer“. Noch vor dem „Eisenhans“ von Robert Bly. Könnte ich auch mal wieder im Urlaub lesen.

  3. Anne M.on 27 Apr 2008 at 11:36

    Hallo,
    vielen Dank für diesen tollen und anregenden Artikel.

    Ich habe wirklich viele Jahre geglaubt (und es passiert mir heute noch zu oft), dass ich denke, diese kritische Stimme sei wirklich meine. Nur eben eine, die ich nicht gern höre, weil ich die Wahrheit nicht vertrage. Dass die „innere Kritikerin“ (bei mir ist es eine weibliche Stimme) etwas mit meinen Eltern zu tun hat, hatte ich so noch nicht gesehen.

  4. Roland Kopp-Wichmannon 27 Apr 2008 at 11:51

    Hallo Anne,

    ja, das ist wirklich die größte Falle, dass man glaubt, der Kritiker sei man selbst.

    Hilfreich dabei ist, sich vorzustellen, der Kommentar des Kritikers/der Kritikerin käme von einer außenstehenden Person. Also, die beste Freundin würde einem sagen: „Gott, siehst du schrecklich aus!“ oder „Du wirst es nie in Deinem Beruf zu was bringen!“

    Würde man diese Bemerkung auch noch als nützliche Information, schmerzlich aber wahr, empfinden? Wohl kaum. Eher als ungebetene Einmischung oder als Unverschämtheit.

    Da wir aber oft mit dem „inneren Kritiker“ identifiziert sind, neigen wir dazu, der Stimme zu glauben. Deshalb ist die Desidentifikation (gerade wollte ich schreiben „Desinfizierung“, auch nicht schlecht) so wichtig.

    Danke für Ihren Kommentar, Anne.

  5. Edeltraudon 28 Apr 2008 at 08:51

    Grüß Gott Herr Kopp-Wichmannn

    Habe gerade mit größten Vergnügen den Artikel gelesen. Bei mir ist es mehr die Diva „Aufschieberitis, die mir manchmal das Leben schwer macht. Und natürlich auch der innere Schweinehund.
    Vielleicht hilft aber auch der „innere Kritiker“ mit, der flüstert „Denk noch nach, hast eh noch Zeit, vielleicht fällt dir noch was besseres ein!“
    Und dann „schiebt“ die Diva Aufschieberitis halt.

    Danke für die Denkanstösse, die man immer wieder mal brauchen kann und danke für den Eintrag in meinem Blog.

    Edeltraud

  6. Simoneon 28 Apr 2008 at 13:39

    Hallo Herr Wichmann!
    Danke für den Tipp + liebe Grüße
    Simone

  7. Roland Kopp-Wichmannon 30 Apr 2008 at 06:10

    Hallo Edeltraud,
    schöne Bezeichnung, die Sie da gefunden haben: „Diva Aufschieberitis“.
    Aus meiner Erfahrung ist dieser Anteil oft bei Menschen stark, die als Kind zu viel gegängelt und gedrängelt wurden. Das Aufschieben ist ja der innere Kompromiss zwischen „Ich muss etwas machen“ und „Ich will nicht!“

    Jeder Mensch hat Pflichten oder Afugaben, die er nicht gern tut. Menschen ohne Aufschieberitis setzen sich halt irgendwann hin und machen es, weil Sie erleben, dass es ihre Zeit ist und sie frei sind, darüber zu entscheiden.

    Menschen mit Aufschierberitis erleben dies anders. Ihre Freiheit finden (und fanden) sie nur im „Nicht-Tun“, also im Verzögern, im Sabotieren, im Trödeln. Insofern ist das die kreative Strategie des Kindes (heute des Erwachsenen), um den oben skizzierten Konflikt zu lösen.

    Aufschieberitis kann man also mit der Zeit so verändern, indem man sich bewusst macht, dass man nichts „muß“. Dass einen niemand mehr zwingt, dass man frei ist.

    Danke für Ihren Kommentar.

  8. helgaon 30 Apr 2008 at 22:55

    Lieber Roland,

    das ist ein sehr kluger, weiser Artikel. Ich habe länger darüber nachdenken müssen. Was mir (wie bei vielen Artikeln Deines Blogs) so gut gefällt, ist diese Zweiteilung von Analyse und Hilfestellung.
    Ich möchte einen Punkt in der Hilfestellung ergänzen. Wahrscheinlich ist er in 4. mit gemeint, aber für mich ist er so besonders, weil ich ihn selber erlebt habe. Mein Punkt ist: Es ist gut, sich mit einem gleichartigen Opfer eines gleichartigen Kritikers zu verbünden – gegen den Kritiker. Das kann sehr dynamisch, verbindend und positiv sein.
    Eine gute Freundin und ich haben dieselben berufsbezogenen inneren Kritiker. Wir sind beide zu faul, zu ineffektiv, zu verspielt etc. Alles schlecht für die Karriere. De facto machen wir beide aber sehr gut Karriere. Am Anfang unserer Freundschaft haben wir nebenbei der anderen berichtet, wie schlecht wieder alles läuft wegen unserer Mängel. Irgendwann haben wir uns gegenseitig gesagt, was für einen Schwachsinn wir da behaupten, und das der anderen belegt. Resultat: Unglauben (die andere mag mich ja nur, deswegen ist sie so nachsichtig). Dann gab es eine Phase, in der wir uns gegenseitig beruflich gepusht haben. Wir sind dadurch auf bessere Posten gekommen. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, zu entspannen. Oder: wir haben uns plötzlich erlaubt, zu entspannen.
    In diesem Zustand haben wir uns unsere Kritiker nochmal angeschaut und jetzt kam jede selber darauf, wie sehr sie sich innerlich bestrafte für Eigenschaften, die man auch ganz anders sehen kann. Z.B. sind wir beide enorm breit qualifiziert – das kann man sagen, und positiv sagen: whow, dass Du diese Themen bewältigst, obwohl Methodik etc so auseinandergehen. Oder man kann negativ sagen: kannst Dich nicht fokussieren, du bist total verspielt.
    Wir fanden uns auf einmal auf der Positiv-Seite, dafür gab es mehr Evidenzen. Wir haben unsere Kritiker an einem sehr netten Nachmittag auf den Mond geschickt. Wären wir beide nicht so entspannt gewesen, hätte das nicht geklappt. Man braucht eine gewisse entspannte Distanz zu sich und gleichzeitig Nähe zu den Problemstellungen. Wir brauchten sehr die Nähe und die absolute Ehrlichkeit miteinander. Als wir unsere ‚wordings‘, unsere landkartendefinierenden Sprüche und Flüche über uns, aufgegeben haben, kamen wir voran. Mit uns selbst. Und sind seitdem auch unzertrennlich.

    Dein Blog ist großartig. Ich möchte noch dies und das zu Deinem inneren Kritiker sagen.
    1. Kein ehrlicher Hochschullehrer wird sagen, dass Dissertationen notwendigerweise etwas Wesentliches sind. Sie sind formal nötig. Wer etwas Wesentliches zu sagen hat, tut das in der Regel nicht in der Dissertation, sondern später. Das hängt m.E. mit den Abhängigkeiten innerhalb der Dissertationsphase zusammen. Man kann da nicht man selbst sein. An Deiner Stelle wäre ich froh, keine Diss, sondern ein wesentliches Buch schreiben zu können und zu dürfen.
    2. Richtig ist, dass es massenweise Psycho-Literatur gibt. Ich habe anderthalb Meter bei mir zuhause. Hilft aber alles nicht! Warum hilft mir dieser Blog? Ich denke, der Autor ist einfach klüger. Da ich Blogs hasse, fände ich ein Buch von diesem Autor ideal. Plus, ich kriege endlich anderthalb Meter Bücherregal frei. Dann kann ich den sinnlosen Beratungs-Bücher-Berg endlich entsorgen und gegen 1 gutes Buch eintauschen!
    3. “Wenn es seriös ist, liest es keiner. Ist es flach, verdirbt es dein Image.” So? Und wie erklärt man dann, dass die klügsten Leute die lesbarsten Bücher schreiben? Wirklich brillante Forscher beteiligen sich zB auffallend gern an Kinder-Unis. Sie haben den Schutz der Unverständlichkeit nicht nötig. Genausowenig versteckst Du Dich hier. Ich lese den Blog so gern, weil ich hier etwas verstehe *und* der Blog Tiefgang hat.

    Ich freu mich auf Dein Buch und wünsch Dir viel Vergnügen beim Schrauben! Falls Du Korrektur/Kommentarleser brauchst, mach ich das auch sehr gern.

    Beste Grüsse,
    Monika (Rathert)

  9. Roland Kopp-Wichmannon 01 Mai 2008 at 06:03

    Hallo Monika,
    ja, das ist ein guter Tipp, eine „Kritikerrunde“ ins Leben zu rufen. Auch wenn man selbst in die Rolle des Kritikers schlüpft, fält einem plötzlich die Strategie jenes Anteils auf, und man ist nicht mehr so ausgeliefert.

    Alles, was hilft, Distanz zu schaffen zwischen sich (der Erwachsenen, dem Ich) und dem Kritiker, hilft, sich zu desidentifizieren. Der Anteil ist ja nicht schlecht. Menschen ohne einen Kritikerteil oder einem zu schwachen sind unerträglich. Sie sind arrogant, überschätzen sich selbst und völlig immun gegen Selbstzweifel.

    Insofern ist das Problem nicht der Kritiker, sondern seine zu große Macht über einen selbst.

    Danke für Deinen lange Kommentar und Deine aufmunternde Anerkennung für meine Buchbemühungen.

  10. Michaelaon 02 Mai 2008 at 17:54

    Hallo Roland,

    über den Kommentar bei „Emotion“ bin ich hier gekommen. Mit meinem „inneren Kritiker“ habe ich Kontakt aufgenommen. Es ist eine Methode, die ich vor ca. 2 Jahren kennenlernte: die analytische Kinesiologie. Mit ihrer Hilfe konnte ich mancher meiner kritischen inneren Stimmen anhören und zum Stillstand bringen. Sie wachten über mich wie ein „Polizeihund“. Sie dienten meinem Schutz, dass ich niemals mehr solche schlimmen Erfahrungen machen muss, wie einst, als sie entstanden. Das Groteske daran war, dass ich immer wieder in die gleichen Situationen kam oder an die gleichen Menschen gelangte.

    Heute sehe ich den „inneren Kritiker“ als jemanden an, der mich auf etwas aufmerksam machen will. Das Schlimme ist nur, dass dies etwas Verzerrtes ist. Es hat mit der Ursache einst nichts zu tun. Quasi lenkt mich diese innere Stimme von etwas ab, was mir innerlich noch mehr Schmerzen bereiten würde.

    Liebe Grüße Michaela

  11. Roland Kopp-Wichmannon 02 Mai 2008 at 20:16

    Hallo Michaela,
    „Polizeihund“ ist eine gute Beschreibung für die Arbeit des Kritikers. Es stimmt auch, dass die Wahrnehmung und Beurteilung des Kritikers verzerrt ist, eben immer kritisch und warnend.
    Deswegen ist es ja so wichtig, die Absicht des Kritikers von den Inhalten seiner Kritiken zu trennen.

    Danke für Ihren Kommentar.

  12. Teufelinchen1979on 08 Mai 2008 at 18:37

    Hallo Roland,

    ich bin eben auf deinen Artikel auf der site von Emotion gestossen.

    Aus dieser Blickrichtung das der Innere Kritiker nicht wirklich ICH sondern ein wacher Beschutzer meiner Persönlichkeit und dessen Ängsten ist, hatte ich bis dato noch nicht betrachtet.

    Für mich persönlich hat es gerade KLICK gemacht und ich hoffe das ich das auch in die Praxis umsetzen kann.

    Denn es ist doch wirklich so, das die Gedanken die man hat auch bestimmte Gefühle aus dem Käfig los lassen die weh tun.

    Doch wenn man sich das wirklich bewusst machen kann das es wirklich ein kleines „TEUFELCHEN“ ist, das einen warnt: “ Pass auf dich auf! Wenn… dann…!

    Dann beginne ich ab dieser Sekunde damit es umzusetzen und verstehen.

    Schon komisch… den Nich Teufelinchen benutze ich mein leben lang. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen das es der beste Name für meinen Kritiker ist!

    Ganz lieben Dank für die Denkanstösse…. ich bin auch mit dabei!

  13. Roland Kopp-Wichmannon 13 Mai 2008 at 22:25

    Hallo Teufelinchen,
    ja, so geht es den meisten Menschen, bevor sie das „Modell des inneren Teams“ kennenlernen, dass sie glauben, dass bestimmte innere Anteile sie selbst sind. Ein ähnliches Konzept ist ja auch der Begriff „innerer Schweinehund“. Auch gegen ihn kann man nicht gewinnen oder ihn überlisten.

    Aus meiner Sicht ist der „innere Schweinehund“ der Gegenpol zu dem „inneren Pflichtenerfüller“. Wenn letzterer Teil sehr stark in einem Menschen herrscht, taucht der „innere Schweinehund“ auf. Aber nicht, um einem das Leben zu erschweren, sondern eher als Regulativ zu einem zu pflichtversessenen Leben.

    Danke für Ihren Kommentar.

  14. Teufelinchen1979on 14 Mai 2008 at 19:03

    Hallo Roland,

    das beruhigt mich.

    Lange hab ich mit meinen Gedanken gekämpft und nie verstanden ob das auch alles richtig ist, was da vor sich geht.

    Doch seit dem ich mich mit der Thematik befasse, begreife ich immer mehr das es das wichtigste ist sich mit den eigenen Gedanken zu befassen und auch diese wirklich in die Tat umzusetzen.

    Zu dem „inneren Schweinehund“ 🙂

    Ehrlich gesagt hab ich nie die Probleme des inneren Schweinehundes besessen. Wenn ich merkte das er aufkommt dann habe ich sofort HALT gemacht und gerade dann meine Pflicht getan. Er hat mich einfach nur aufmerksam auf etwas gemacht! Das ist auch gut so! Wie ein Wecker auf den man sich verlassen kann.

    Zu meinem Teufelchen: So wie es aussieht macht er mich seit dem Tag auf vieles Aufmerksam, ich versuche auf meine inneren Wünsche/ Gedanken zu hören und diese auszuleben. Das fühlt sich einfach nur befreiend an.

    Liebe Grüsse

  15. Don Ralfoon 29 Jul 2008 at 10:27

    Ich hatte schon als Jugendlicher einen extrem Vernichtenden „inneren Kritiker“ in mir wohnen, der mich wirklich fertig gemacht hat. Einige Jahre schwieg er dann, als ich zum Glauben an Jesus Christus kam und mich mit meinem tyrannischen Vater auf Grund des neuen Glaubens versöhnte.
    Emotionen kamen wieder in die richtige Bahn und der Kritiker verzog sich.
    Aber irgendwann kam er wieder aus seinem Versteck hervor, um mich erneut zu tyrannisieren. Ich weiß nicht genau warum. Diese Phase dauerte wiederum viele Jahre. Wir glaubten in unserer Freikirche ja eigentlich auch, dass der „innere Kritiker“ etwas Externes sei, nämlich der Teufel bzw. Dämonische Kräfte, die versuchen uns durch diese kritischen Gedanken zu manipulieren: Offb. 12,10 Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten gekommen! Denn gestürzt wurde der Verkläger unsrer Brüder, der sie vor unsrem Gott verklagte Tag und Nacht.
    Somit hätte es ja eigentlich eine Deidentifikation geben müssen!
    Aber vielleicht war mein innerer Kritiker einfach zu glaubhaft für mich 😉
    Seit einiger Zeit ist er wieder sehr sehr ruhig geworden, oder ich habe es gelernt mit ihm richtig umzugehen. So merkwürdig es klingt, mir half sehr eine intensive Krise der Krankheit (Herz-Bypass-OP) dabei. Und nun erlebe ich eine neue Hinwendung zu Gott und lerne ihn als guten Vater neu kennen. Er ist nicht mehr der Einpeitscher von früher, der mich zu guten Taten drängt, sondern sehr liebevoll, gütig, freigebig und barmherzig. Er ist einfach nett! Ich bin mit mir selbst, meinem Gott und meiner Ehefrau und den Kindern völlig in Einklang und es geht mir hervorragend. Während ich dies schreibe, wird mir Einiges klar 😉
    Alles hat auch eine psychologische Seite, obwohl ich an die Realität der geistigen Welt und die Existenz Gottes glaube. Obwohl mir Gott nie so gepredigt wurde, muss ich unbewusst das Vaterbild eines Tyrannen und unbarmherzigen, unbestechlichen Richters auf ihn projiziert haben.
    Merkwürdig. Na ja jedenfalls noch mal vielen Dank für den Artikel und auch für die Kommentare.
    Gruß
    Ralle

  16. Roland Kopp-Wichmannon 29 Jul 2008 at 13:33

    Hallo Don Ralfo,
    in meiner therapeutischen Arbeit erlebe ich es ab und zu, dass ein Klient ein sehr negatives Gottesbild hat. Also die Phantasie, dass Gott unbarmherzig seine Fehler geißelt zuweilen sogar schadenfroh triumphiert, wenn dem Klient etwas Schlimmes passiert „Das ist nur Deine gerechte Strafe!“

    Wenn ich nachfrage, an wen ihn derlei Reaktionen erinnern, taucht fast immer eine strenge Elternfigur auf, die teilweise wortwörtlich sich so äußerte. Insofern ist Ihre Vermutung, dass ein negatives Gottesbild wohl eher ein verinnerlichtes Vaterbild sein könnte, sehr aufschlussreich.

    Danke für Ihren ausführlichen und persönlichen Kommentar.

  17. Isabellon 16 Sep 2008 at 01:05

    Hallo Roland,

    ich habe zur Zeit sehr mit meinem inneren Kritiker zu kämpfen. Er bestimmt im Prinzip schon mein Leben. Dein Artikel macht mir Mut und zeigt mir, dass nicht wirklich ICH das bin, sondern nur jemand, der mich kleiner machen will, als ich wirklich bin! Ich hab mich auch schon besser gefühlt. Ich konnte gut mit mir selbst umgehen, doch dann geriet mein Leben aus der Bahn und nun bin ich da, wo ich jetzt bin. Nie zufrieden mit mir selbst.

    Kann es sein, dass diese übermäßig negative Selbstkritik bei meinem eigenen Freund begraben liegt? Wir sind seit 4 Jahren zusammen, unser Leben war ziemlich.. daneben, mal nett ausgedrückt… Seit ein paar Monaten nehme ich mein Leben selbst in die Hand und habe eine eigene Wohnung, im Grunde geht’s mir besser, als zu der Zeit, in der wir noch zusammen gewohnt haben.
    Aber diese starken Selbstzweifel nagen an mir wie hungrige Hyänen! Ich fühle mich schuldig, dass es ihm schlecht geht. Ich weiß, das ist Blödsinn und er ist selbst verantwortlich für sich. Das ist eigentlich wieder ein ganz anderes Thema und gehört hier wohl nicht hin. Aber ich glaube, dass es da Zusammenhänge mit meiner starken Selbstkritik gibt.

    Ihr Artikel trifft jedenfalls ins Schwarze!
    Alles Gute für Sie 🙂
    LG Isabell

  18. Roland Kopp-Wichmannon 16 Sep 2008 at 08:25

    Hallo Isabel,
    ja, es hilft schon eine Menge, wenn man den „inneren Kritiker“ als Teilpersönlichkeit von sich selbst betrachten kann und nicht mit dem eigenen ICH verwechselt. Teilpersönlichkeiten kann man sehen wie Bekannte, die eben ihre eigene Meinung haben, die aber nicht immer richtig sein muss.

    In einer Beziehung arbeiten natürlich die verschiedenen Persönlichkeitsanteile beider Partner zusammen. Insofern kann es sein, dass Ihr Freund die Position Ihres inneren Kritikers verstärkt. Da ist Achtsamkeit und vor allem Abgrenzung ganz wichtig. Das Gleiche gilt für Ihre Schuldgefühle.

    Übrigens: Unangemessene Schuldgefühle sind oft unterdrückter Ärger.
    Danke für Ihren Kommentar, Isabel.

  19. […] Integration von verschiedenen Persönlichkeitsanteilen Die eigene Psyche kann auch verstanden werden als eine Ansammlung von unterschiedlichen Teilen, die mit– oder gegeneinander arbeiten. Achtsamkeit kann helfen, aus der Sicht des Ichs, des inneren Beobachters einen neutralen Blick auf die verschiedenen Anteile zu richten. Perfektionisten beispielsweise haben einen starken Teil, den “inneren Kritiker” in sich. Dieser Teil kann immer nur kritisieren, egal wie gut man etwas gemacht hat. Der “innere Kritiker” weil eigentlich etwas Gutes, nämlich Sie vor Fehlern bewahren, doch tut er das mit den Scheuklappen des Fehlersuchens. Achtsamkeit ermöglicht es, sich von solchen Anteilen der eigenen Persönlichkeit zu distanzieren (los wird man sie nicht) und sie stattdessen als nützliche Berater zu betrachten. Beratern kann man für ihren Beitrag danken — und sich einem anderen Teil in sich zuwenden.„„ (Wie man mit seinem inneren Kritiker umgehen kann, beschreibe ich hier.) […]

  20. qitoon 30 Apr 2011 at 21:14

    Hallo! Es tut mir leid, aber ich kann mich den positiven kommentaren nicht anschließen. Ich verstehe weder diesen beitrag richtig noch die ganzen anderen blogs, ratgeberseiten und forenbeiträge, die in dieser art abgefasst sind. Eine simple frage mit bitte um eine simple antwort: Soll ich tun, was mein innerer kritiker sagt, oder soll ich es nicht tun?? Wieso heißt es an einer stelle, man solle nicht versuchen, ihn zu besiegen, während an anderer stelle der rat gegeben wird, ihn zurückzuweisen und sich selbst/das selbst/erwachsenen-ich die regie zu übergeben?…… wenn der innere kritiker nur in der kinderzeit einen sinn hatte und heute nur noch sabotageakte vollführt und einen am leben hindert, wieso sollte man ihn dann „leben lassen“?
    Vielleicht wird mein ärger verständlicher, wenn ich meinen fall schildere, der vom erleben bei anderen, bei denen sich der kritiker nur gelegentlich meldet, massiv abweicht: bei mir ist der innere kritiker KONTINUIERLICH aktiv, JEDE minute, JEDE stunde, JEDEN tag. GANZ EGAL, was ich mache oder denke, er sabotiert ALLES und hat an JEDER handlung, an JEDEM gedanken etwas zu monieren; ganz besonders stark, wenn ich mich in gegenwart von anderen menschen aufhalte, die mein verhalten bewerten könnten. Ich versuche seit jahren, mein „ich“ (was auch immer das ist, denn so etwas habe ich kaum) an seine stelle zu setzen, doch es gelingt nicht. Ich weiß mir partout nicht mehr zu helfen. Die ursache dafür, dass sich diese mein „leben“ VÖLLIG kontrollierende kritikerstimme so EXTREM ausprägte, dürfte an geburtlichen erlebnissen und dem fatalen verhalten meiner eltern gelegen haben.
    Und nun?

  21. Roland Kopp-Wichmannon 02 Mai 2011 at 08:08

    Hallo Quito,
    wenn der Kritiker sich um die Uhr bei Ihnen meldet, ist das ein Zeichen, dass Sie sich innerlich noch nicht von Ihrer Kindheit und den dort gehörten Elternstimmen abgelöst haben. Diese Ablösung ist ja auch nicht einfach. Am wirksamsten schafft man das in einer Psychotherapie. Dort kann man unter fachkundiger Begleitung sortieren, was zu einem gehört und was man von früher übernommen hat.

    Danke für Ihren Kommentar.

  22. […] sich unsicher und trauen sich nicht. Sollten Sie es trotzdem wagen und es geht schief, steht der innere Richter schon wieder da und sagt Ihnen: Ich habe es dir doch gleich gesagt, du bist zu blöd, bildest […]

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